Heimatverein Volkstedt e.V.

HV Volkstedt e. V.

Schulstrasse

Die Geschichte der Bäckerei Hörich in der Schulstraße 29

Das jetzige Haus Schulstraße 29 hatte im 18./19. Jahrhundert einen Vorgängerbau. Um 1770 lebte hier der Schmiedemeister, Kossat und Amtsschulze Ehrenfried Eckard (gest. 1811) mit seiner Frau Johanna, geb. Mädler (gest. 1832). Tochter Johanna Christiane heiratete 1796 Christian Daniel Dippe aus Aschersleben, der als Gärtnermeister beim Grafen Henkel von Donnersmark arbeitete und die Schwiegereltern im kleinen Kossatengut unterstützte. 1823 wurde Tochter Justine Marie Dorothea geboren, die sich 1848 mit dem Bäckermeister Friedrich Hörich sen. (1819-1884) vermählte.
Hörich hatte 1845 die Bäckerei des Amtmanns Wartze, die in der heutigen Eislebener Straße 20 (schräg gegenüber Wohnhaus Graf) stand, gepachtet. Er entschloss sich 1854 die kleine Hausbäckerei und den Kossatenhof der Schwiegereltern Dippe in der damaligen Dorfstraße 3 zu übernehmen und zu erweitern.

Sohn Friedrich jun. (1849-1933) wurde ebenfalls Bäckermeister. Er heiratete Klara Zieger aus Volkstedt, Tochter des Schmiedemeisters und Königlichen Steuereinnehmers Friedrich August Zieger. Friedrich Hörich jun. begann 1878 mit dem totalen Um- und Ausbau des alten Backhauses zum modernen Backbetrieb.

Historische Aufnahme der Bäckerei

Den Backofen mit zwei Backebenen lies er durch die Firma Ketterer aus Leipzig bauen. 1880 wurde zur Taufe des ersten Kindes das neue Haus eingeweiht. Zusätzlich zur Bäckerei erweiterte Friedrich Hörich jun. den Landwirtschaftsbereich. 1912 baute er eine Scheune und Stallungen.
Der bauliche Zustand ist bis zum heutigen Tag in dieser Form erhalten geblieben, doch die Nutzung der Gebäude wechselte im Laufe der Zeit. Der Backbetrieb befand sich bis 1954 in den Händen der Familien und wurde schließlich bis 1979 als Pachtbäckerei betrieben. Die landwirtschaftliche Nutzung erlosch mit dem Eintritt der Besitzer in die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft 1959.

Backofen

Der Backofen

Nach 1979 wurde die Bäckerei geschlossen. Die Gemeinde kaufte das Grundstück und richtete die Gemeindeverwaltung hier ein, ohne die Räumlichkeiten wesentlich zu verändern. Der nächste Wechsel kam 1994, mit dem Umzug der damaligen Bürgermeisterin mit ihren Angestellten in das Bürgerhaus (Lindenweg 20). In der Schulstraße blieb nur der Gemeindearbeiter mit seinen Gerätschaften und Fahrzeugen. Außerdem waren dort die jeweiligen ABM-Kräfte untergebracht. Mit Vollzug der Verwaltungsgemeinschaft mit der Lutherstadt Eisleben zum Jahreswechsel 1994/95 richtete der Betriebshof der Lutherstadt Eisleben eine Außenstelle ein, die bis zum Jahre 2004 bestand. Damit das leer stehende Gebäude nicht dem Zerfall preisgegeben wurde, empfahl der damalige Bürgermeister Dirk Schatz dem Heimatverein, das Haus als Vereinshaus zu nutzen.
Bäckermeister Karl-Heinz Wahl bestärkte den Heimatverein, dem Vorschlag zuzustimmen. Mit seiner finanziellen und ideellen Unterstützung und dank der Förderung durch LEADER+ konnten die Vereinsmitglieder sowohl die Räume in beiden Etagen sachgerecht gestalten als auch eine Museumsbäckerei einrichten, in der jährlich ein bis zweimal nach alter Weise von Meister Wahl Brot und Kuchen gebacken werden.

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